Probefahrt einer KTM 890 Adventure aus der Sicht eines Honda Africa Twin Fahrers.

KTM 890 Adventure

Ready to Race. Wo liegen die Unterschiede zur Honda Africa Twin?

Vorwort

Schon vor ein paar Wochen habe ich den Versuch unternommen, eine Probefahrt mit der KTM 890 Adventure zu unternehmen. Leider kam ich damals kurz vor 14 Uhr im KTM Stützpunkt (Limburg an der Lahn) von MCA (Altendiez) an. Der Laden sollte um 14 Uhr schließen. Ich hatte dennoch ein nettes Gespräch mit dem Filialleiter, der mir versprochen hatte, ich könne mich jederzeit melden und einen Termin für eine Probefahrt ausmachen. Länger als 30 Minuten fahren? Kein Problem.
Nun endlich war es dann doch so weit. Kurzerhand rief ich freitags an, um nachzufragen, ob das gewünschte Bike am samstags vorhanden sei und machte den Termin aus. 10 Uhr da sein? Keine Frage, das geht!

Die Probefahrt

Es ist Samstag. KTM Stützpunkt Limburg. Ein weiterer Fahrer für eine Probefahrt hat sich im Laden eingefunden. Er will die Husqvarna Norden 901 fahren. Sozusagen das Schwestermodel mit einem anderen Markenname.
Die Formalitäten sind schnell erledigt. Kontrolle des Führerscheins und Personalausweises. MCA verlangt 5 € für eine Probefahrt. Bei diesen Spritpreisen im Moment, denke ich mir, ist das wohl ok.
Ich bekomme die Menüführung der Adventure erklärt. 3 Fahrmodi stehen zur Auswahl. Street ist aktiviert. Das dürfte ok sein, denke ich mir. Es lässt sich mit 4 Tasten am linken Lenker im Menü rumrühren. Auch ok. Besser gelöst, als bei der CRF1100. Aber ich will ja fahren, nicht Gameboy spielen.

Die Eindrücke, die ich ab jetzt gewinne stelle ich im Vergleich zu meinem eigenen Motorrad, der Honda CRF 1000 dar.

Erste Eindrücke (Sitzposition)

Ich fahre los.  Der Sitz der Adventure befindet sich in der unteren Position. Die Sitzhöhe kann von 850 mm auf 830 mm umgestellt werden. Für mich (173cm) ist die Sitzhöhe zu niedrig. Der Kniewinkel zu gering. Die Sitzbank ist schmal und sehr hart.
(Sitzhöhe AT: 850 mm / 870 mm. Ich fahre in der oberen Position)
Fahren im Stehen: Der Lenker ist selbst für mich Schrumpfgermanen zu niedrig angebracht. Will man sich viel im Gelände bewegen, sollte man über eine Lenkererhöhung nachdenken.

KTM 890 Adventure
KTM 890 Adventure
KTM 890 Adventure
KTM 890 Adventure – Sitzbank

Handlichkeit

Der Lenkkopfwinkel der KTM wird mit 64,1 Grad angegeben. Der der AT mit 62,5 Grad. Liegt es vielleicht an den 1,6 Grad Unterschied, dass die KTM sich wendiger anfühlt, oder vielleicht an dem tiefer liegenden Schwerpunkt? Vielleicht auch an dem Gesamtgewicht von nur 196 kg (trocken)
Fühlt sich meine Africa Twin im Vergleich zur BMW 1250 GS an wie ein Fahrrad, so würde ich sagen die KTM im Vergleich zur BMW wie ein Kinderfahrrad.

Bremsen

Die KTM hat erst 50 Gesamtkilometer gefahren. Vermutlich bin ich der zweite, der das Gefährt bei einer Probefahrt bewegt. Die Vorderradbremse ist giftig. Für mich zu giftig. Bei schon der geringsten Hebelbewegung greifen die Beläge zu. Für eine Enduro vorn ist das zu viel des Guten. Dosierbarkeit schreibt sich anders.

KTM 890 Adventure
KTM 890 Adventure – Schaltereinheit

Display

Die Anzeigen auf dem 5 Zoll große, farbigen Display sind gut ablesbar. Mir kommt die Darstellung etwas verspiel vor. Bedient wird es mit 4 Tasten an der linken Schaltereinheit. Die Bedienung gestaltet sich einfach und selbsterklärend. Die Bedienelemente erscheinen extrem billig. Wie lange sollen diese filigranen Hebelchen halten?
Das Display der CRF1000 bietet seine Information besser dar.

Windschild

Das Windschild ist nicht einstellbar. Der Helm liegt voll im Fahrtwind. Es sind keine Verwirbelungen am Helm feststellbar.
Am meiner AT fahre ich das Touratech Windschild M. Hier liegt mein Helm zum größten Teil im Fahrtwind. Bei etwa 130 km/h entstehen unangenehme Verwirbelungen. Mit dem originalen Windschild waren diese bei 100 km/h zu bemerken. (Sitz in oberer Position, Forkshild vorhanden, Körpergröße 173 cm)

Der Motor der KTM 890 Adventure ist der gleiche wie Husqvarna NORDEN 901. Die folgenden Themen treffen auf beide Motorräder zu.

Kupplung / Gas

Die Kupplung lässt sich sehr leicht ziehen. Das Einlegen des Gangs fühlt sich nicht anderes an, als bei der AT. Die KTM soll einen Quickshifter haben. Das muss ich gleich mal testen. Aber erst geht es aus Limburg hinaus. Das Drehen am Gasgriff erfordert wenig Kraft. Mir schießt der Gedanke durch den Kopf, ob die exakte Dosierbarkeit im Gelände nicht darunter leiden wird.
Alles geht mir irgendwie zu leicht. Die Kupplung, das Gas, auch das Abbiegen an einer Kreuzung. Überall braucht man weniger Kraft.

Motor

Was mir noch gleich auffällt: Der Motor läuft sehr rau. Auch der Sound des Auspuffs, den man als Fahrer wahrnimmt ist blechern. Ich habe das Gefühl, ich sitze auf einem Nähmaschinenmotor.  
Endlich lasse ich die bebaute Gegend hinter mir. Ich kann am Gas drehen. Wow. Da kommt was. Ich fahre 80 km. Bin im sechsten Gang. Drehe den Gasgriff voll auf. Und die KTM wandert noch vorn. Und zwar richtig im Vergleich zur AT. Nun gut. Sie hat 10 PS mehr. Das Drehmoment ist in etwas gleich. Im Bereich zwischen 3000 und 4000 U/min, der Bereich in dem die Abgasmessung vorgenommen wird, ist hat die Africa Twin ein Drehmomentloch. Will man flott vorwärtskommen, sollte die Drehzahl nicht unter 4000 fallen. Dieses Loch spüre ich bei der KTM nicht.

Quickshifter

Jetzt ist es Zeit den Quickshifter zu testen. Ich fahre mit einer konstanten Geschwindigkeit, ziehe den Ganghebel nach oben. Der nächste Gang flutscht rein. Ok. Ich habe nichts anderes erwartet. Auch die Blipperfunktion (Runterschalten ohne Kupplung) funktioniert. Nächster Test: Ich fahre 60 km/h und drehe richtig am Gasgriff. Während der maximalen Beschleunigung wechsele ich den Gang mit dem Quickshifter. Es geht ein Ruck durch´s Bike. Von einem richtigen Ruck rede ich. Die Zündung setzt kurz aus, die Beschleunigung bricht kurz zusammen, mein Körper wird nach vorn gedrückt, der Gang wird gewechselt und die Beschleunigung geht weiter. Das alles passiert in einem Bruchteil von Sekunden. Ich glaube kaum, dass diesen harten Stoß im Getriebe die entsprechenden Lagerschalen lange aushalten werden.
Es ist sowieso eine Philosophiefrage, ob man bei einem Reisemotorrad so etwas benötigt.

Fazit

Es war mal wieder schön über den mit Honda Africa Twin gefüllten Teller hinaus zu schauen.
Die KTM 890 Adventure hat mit Sicherheit ihre tollen Seiten. Der bessere Durchzug von 80 auf 120 km/h gefällt mir.
Das optische Erscheinungsbild ist Geschmackssache. (Mir gefällt die Lampenverkleidung nicht)
Alles ist und geht bei der KTM leichter, bei der Honda satter. Die Materialien wirken auf mich günstiger. Alles verspielter.
Im Vergleich zur Honda vermisse ich die Wertigkeit.


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